Angesichts von Globalisierung und Digitalisierung zeichnen sich radikale Umbrüche ab, die das Bildungssystem und insbesondere die Schule massiv betreffen. Dieser Wandel eröffnet Chancen, ruft aber auch Ängste und Widerstände hervor. Mit Fragen, wie Bildung und Schule umgestaltet werden müssen, damit sie zukunftsfähig sind, setze ich mich auf der Basis eines Austausches mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten auseinander und identifiziere sieben Trends.
Auch wenn in der Zukunftsforschung die Einsicht gilt „Der Zeitgeist irrt immer“ lassen sich sieben Trends erkennen, die unsere Bildungseinrichtungen schon in naher Zeit massiv wandeln werden. – und zwar sehr viel schneller und radikaler als es die meisten im Bildungsbereich tätigen vermuten. Es handelt sich dabei um folgende Trends:
1. Digitalisierung
2. Personalisierung und veränderte Pädagogenrolle
3. Enträumlichung
4. Vernetzung
5. Gesundheitsorientierung
6. Demokratisierung
7. Glücksorientierung
Digitalisierung als übergreifender Megatrend führt dazu, dass alles was algorhytmisiert werden kann algorhytmisiert wird. Kinder und Jugendliche wachsen in digitalen Welten auf und verbringen in ihnen einen wachsenden Teil ihrer Lebenszeit. Der sinnvolle Umgang mit diesen Medien muss gelernt werden und die Ausbildung kritischer Urteilskompetenz schon vom frühen Kindesalter an wird zu einer Schlüsselkompetenz.
Digitale Medien (1) ermöglichen eine Personalisierung des Lernens, etwa vermittels von Lernplattformen wie der Khan-Academy, die passgenaue Lehr-/Lernumgebungen liefern. Maria Montessori setzte auf die „vorbereitete Umgebung“. Im Digital New Age wird diese ergänzt durch virtuelle Lernumgebungen, wie z.B. „Gamification“, das durch „serious games“ spielerisches Lernen zur Lösung komplexer Aufgaben ermöglicht.
Damit verändert sich die Pädagogenrolle(2): Lehrer/innen, aber auch Erzieher/innen und Sozialpädagogen werden immer mehr zu Lernumgebungsdesignern, zu Beratern und Coaches, da Wissenvermittlung mobil und damit zeit- und ortsunabhängig wird.
Lernen kann an allen Orten und zu allen Zeiten stattfinden (3), was den Abschied vom traditionellen Klassenraum bedeutet und die Entwicklung neuer, flexibler, anregender Raum- und Gebäudearrangements erfordert.
Gleichzeitig findet es in vielfach vernetzten sozialen Umgebungen (4) statt, so dass die die kritische Nutzung und Gestaltung sozialer Netzwerke zu einer zentralen Herausforderung wird. Die Nutzung digitaler Medien sollte möglichst früh auf spielerische Kreativitätsförderung zielen.
In dem Maß aber, in dem wir digitalen Medien ausgesetzt sind, wächst die Bedeutung echter Begegnung in Formaten kultureller Bildung wie Tanz, Theater, Bildende Kunst und Musik. Wichtig wird hier auch die Gesundheitsorientierung (5), denn Kinder sitzen heute bis zu neun Stunden am Tag.
Der mit der Digitalisierung verbundene dramatische gesellschaftliche Wandel erfordert eine Stärkung von demokratischem Engagement (6) und die möglichst frühe Erfahrung demokratischer Mitwirkung, etwa in Form von analogen und digitalen Zukunftswerkstätten, in denen die Kinder lernen ihre Umgebung kreativ zu gestalten.
In entwickelten Gesellschaften wächst das Bedürfnis nach einem erfüllten Leben. Das Schulfach Glück, das Ernst Fritz-Schubert entwickelt hat, kann nur ein erster Schritt sein hin zu Bildungseinrichtungen, die darauf abzielen das lange vernachlässigte Grundrecht des „persuit of happiness“ schon für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen.
Future Design, also die Gestaltung zukunftsfähiger Bildungseinrichtungen und Umgebungen muss als „Design for Flourishing“ bzw. „Positive Design“ bzw. „Positive Pädagogik“ konzipiert sein. Kriterium ist, inwieweit die Gestaltung der Umgebungen, Organisationsstrukturen, der Materialien, der Beziehungen, der Lehr-/Lernformate etc. persönliches Wachstum und Potenzialentfaltung aller Beteiligten ermöglichen.